Was sind die Ziele des Sophia-Zentrums?
Das Sophia-Zentrum will einen Raum der Stille anbieten, wo Menschen gemeinsam meditieren
und spirituelle Erfahrungen machen können.
Im Sophia-Zentrum wird eine spirituelle Schulung vermittelt, die Menschen zu mehr
SELBSTerkenntnis und Herzensbildung verhilft.
Herzensbildung bedeutet, entsprechend unserer ursprünglichen Natur gütige, warmherzigere
Menschen zu werden. Es geht darum, das Herz in seinen Qualitäten der Liebesfähigkeit,
des Mitgefühls und der Verantwortung für das Leben zu entwickeln und zu lernen,
das Leben selbst als eine Schule der Liebe, der Selbsttransformation und der SELBSTverwirklichung
anzunehmen und zu leben.
Wir verstehen diese Arbeit der Herzensbildung als Ausdruck von Weisheit, wie Menschen
sie seit Jahrtausenden gesucht und vermittelt haben und wie sie heute in neuen Formen
globaler Spiritualität in Erscheinung tritt.
Das Sophia-Zentrum ist ein Ort, an dem wir – unterstützt durch die psychologischen
Hilfsmittel unserer Zeit – miteinander neue Wege des ganzheitlichen spirituellen
Lernens gehen. Das Ziel ist, sich selbst in einem spirituellen Transformationsprozess
zu erfahren, in der Gemeinschaft mit anderen zu wachsen und an sich selbst zu arbeiten.
Indem wir an uns selbst arbeiten, wollen wir zum Erwachen der Menschheit auf dem
Weg zu friedlicher Koexistenz, zu Verständigung und Verantwortlichkeit für das
Wohl aller Menschen und Lebewesen beitragen.
Das bedeutet auch, einen Lebensstil zu entwickeln, der sich orientiert an unserem
Wissen um die heutigen Umweltprobleme, die weltweite Ungerechtigkeit in der Verteilung
der Güter dieser Erde und die Folgen verschwenderischen Konsums. Diese Lebensweise
wird bestimmt von mitfühlender Verantwortlichkeit und der Bereitschaft, sich für
politische Veränderungen zu engagieren.
Sufismus als spiritueller Schulungsweg
Die spirituelle Schulung, die im Sophia-Zentrum vermittelt wird, steht in einer
Tradition des Sufismus, die sich als ein freier spiritueller Schulungsweg versteht,
unabhängig von einer bestimmten Religion und Kultur. Sufismus ist für uns nicht
östlich und nicht westlich, sondern eine universale Weisheitstradition, die in
allen Religionen und spirituellen Traditionen zu finden ist.
Die Aufgabe des Sufismus besteht darin, den Suchenden auf dem spirituellen Pfad
Hilfestellung zu geben, das Herz zu öffnen und das Bewusstsein zu weiten. Er versucht,
die Menschen ins Herz zu führen und sie mit Hilfe der Liebe dazu zu bringen, die
zu werden, die sie sind. Die Liebe, die in der Meditation geweckt wird, angefacht
wird, ist die entscheidende transformative Kraft. So sagt Idries Shah: „Sufismus
gründet in der Liebe. Er wirkt durch die Dynamik der Liebe, und er manifestiert
sich im ganz gewöhnlichen menschlichen Leben.“
Auf diese Alltagsnähe, dieses „Mitten-in-der-Welt“, darauf kommt es an. Das spirituelle
Übungsfeld ist nicht die Innerlichkeit, sondern der Alltag, jeder Tag mit seinen
Anforderungen. Dabei ist nicht entscheidend was wir tun, welche Aufgabe wir im Leben
haben, sondern wie wir das tun, was wir zu tun haben: ob wir uns unseren Aufgaben
und Anforderungen liebevoll zuwenden, uns hingeben können, ohne Bedingungen zu stellen,
ohne an Gratifikation, Belohnung, an Gegenliebe zu denken. Entscheidend ist, wie
wir in Situationen mit uns selbst, mit Menschen, mit Dingen umgehen. Jede Situation
ist eine Frage an uns, auf die wir eine liebevolle Antwort geben können, und je
weniger wir dies tun, desto schwieriger und vertrackter erscheint uns das Leben.
Ein wichtiger Unterschied, der ein spirituelles von einem materiell ausgerichteten
Leben unterscheidet, ist, dass Glück, Liebe und Lebenssinn nicht länger draußen
gesucht, sondern als etwas erfahren werden, das in uns selbst vorhanden ist.
Die Sufi-Schulung im Sophia-Zentrum nutzt alle psychologischen Hilfsmittel der
heutigen Zeit zur Entwicklung und Persönlichkeitsförderung, geht aber gleichzeitig
darüber hinaus.
Am Anfang der Suche steht für viele Menschen eine oft nur diffus spürbare, nicht
näher benennbare Sehnsucht, die sie auf die spirituelle Reise führt. Es ist eine
Suche nach innen, in die Mitte der eigenen Existenz, des eigenen Selbst. Hier finden
Erfahrungen statt – oft erst nach Jahren oder Jahrzehnten, manchmal aber auch schon
am Anfang des Weges –, spontane Erfahrungen der Unio, der Vereinigung und Aufhebung
aller Gegensätze. Menschen erfahren die Wirklichkeit hinter der bislang bekannten
Wirklichkeit; sie erleben, dass die Grenzen des Alltagsbewusstseins überschritten
werden.
Sufismus ist eine Sache der Herzensqualität. Es bedeutet zu lernen, mit dem Herzen
zu sehen, zu hören, und nur dann klingt die Melodie des Lebens im Herzen auf. Mit
dem puren Verstand kann man sie nicht hören.
© Sophia-Zentrum, Münster